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Dr. Stephan Bücker – Kein Champagner mehr in Russland

Photo by Jeremy Zero von Unsplash

Kein Champagner mehr in Russland

Wie ein russisches Gesetz den Champagner zum Sekt degradiert

Eine jahrelange Tradition, die in 120 Ländern anerkannt und geschützt wird. Russland geht jetzt seinen eigenen Weg. Ein neues Gesetz – verabschiedet von Wladimir Putin – schützt den Begriff „Champagner“ nur noch für prickelnde Erzeugnisse aus Russland. Die eigentlichen Champagner dürfen nur noch als Schaumwein bezeichnet werden und stehen dann in Zukunft wohl im Sektregal.

Unverzichtbar für einen Champagner: die richtige Herkunft der Trauben

Der Unterschied zwischen Sekt und Champagner liegt meist in der Herstellung. Bei einem traditionellen Champagner muss die zweite Gärung in der Flasche erfolgen. Danach reift er weitere 15 Monate in der Flasche, bevor er verkauft werden darf. Sekt wird in der Regel in einem großen Tank gegärt und muss lediglich neun Monate zwingend reifen. Für das besondere Geschmackserlebnis gibt es aber auch Sekte, die nach der traditionellen Methode hergestellt werden. Den wichtigsten Unterschied macht den Schaumwein trotz dessen „nur“ zu einem Sekt: die Herkunft der Trauben. Kommen diese nicht aus der Champagne ist es schlichtweg kein Champagner.

Um genau dies zu schützen, wurden im Jahr 1992 in Europa die einzelnen nationalstaatlichen Systeme der Ursprungsbezeichnungen in ein EU-weit gültiges System zusammengefasst. Das Ziel war es, die gemeinsamen Märkte zu ordnen. Der Champagner wird auf zwei Stufen geschützt. Einmal als Ursprungsbezeichnung, die eine Herstellung unter bestimmten Voraussetzungen garantieren soll und als geographische Angabe, welche die Herkunft des Erzeugnisses garantiert. Über die Jahre wurde der Schutz immer strenger. So darf auch keine Bezeichnung mehr genutzt werden, die lediglich auf Champagner hinweist. Aus der „méthode champenoise“ – Hinweis auf die Herstellungsart – wurde die „méthode traditionelle“. Für ein Sorbet entschied das Europäische Gericht, dass lediglich Champagner als Zutat nicht ausreicht um es entsprechend zu benennen, es muss auch danach schmecken.

Die Zukunft des Champagners in Russland:

Zukünftig ist in Russland das Wort „Schmapanskoje“, das russische Wort für „Champagner“, russischen Schaumweinen vorbehalten, während die berühmten Tropfen aus dem französischen Landstrich Champagne sich schnöde „Sekt“ nennen sollen. Russland, das konsequent eigene Gesetze über internationale Verpflichtungen stellt, will so einheimische Produzenten stärken, deren Markennamen im Land Tradition haben, obwohl die Qualität des Schampanskoje oft zu wünschen übriglässt.

Da das Gesetz keine Übergangsregelung zulässt, müssen jetzt schätzungsweise 20.000 Weinmarken ihre Etiketten ändern, um dem neuen Gesetz gerecht zu werden. Einzelne Champagnermarken – so zum Beispiel Moët Hennessy – haben die Lieferung nach Russland erst einmal gestoppt. Das Comité Champagne  bittet die EU sich gegen das russische Gesetz zu wehren und die Tradition weiter zu schützen. In den 120 Ländern – welche den Schutz des Champagners durch die Appelation d’Origine Contrôlée zusichern – kann der Verband selbst gegen Verletzungen vorgehen. Repräsentanten des Comité Chamapgne sind in den 16 größten Exportmärkten damit beauftragt missbräuchliche Verwendungen einvernehmlich zu unterbinden und rechtliche Schritte einzuleiten. In Russland und anderen Ländern, beispielsweise die USA, Belarus und Argentinien, ist das allerdings nicht möglich.

Dass die französischen Champagnerhersteller den Export komplett aussetzen, ist eher unwahrscheinlich. Aufgrund einer fehlenden Übergangsregelung müssen Champagnerliebhaber in Russland wohl trotzdem erstmal auf ihr Lieblingsgetränkt verzichten. Das Etikettieren als Schaumwein von den französischen Originalen wird seine Zeit beanspruchen. Für die Champagnerhersteller bleibt zu hoffen, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen wurde.

Dr. Stephan Bücker, Medienanwalt, Unternehmer und Dozent

Dr. Stephan Bücker, LL.M.

Medienanwalt, Unternehmer & Dozent an der TH Köln

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